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Die Grundsätze der ANW

Waldbau und Ökonomie

Schonender Umgang mit dem Standortpotential ist Voraussetzung für erfolgreiche Produktion.

Wir unterlassen
  • Kahlschlag
  • flächiges Befahren
  • unpflegliche Bodenbearbeitung

Wir fördern die Stetigkeit
  • des Stoffkreislaufes durch einzelstammweise Nutzung
  • der Produktionsbedingungen durch konstantes Waldinnenklima

  • Standortgerechte Baumarten sind Voraussetzung für nachhaltig hohe Wertproduktion und geringes Produktionsrisiko.
  • Wir fördern Baumarten der natürlichen Waldgesellschaften und schließen fremdländische Baumarten nicht grundsätzlich aus.
  • Die Mischung von standortgerechten Baumarten unterschiedlicher Dimension und Alter ist Voraussetzung für Stabilität und hohe Biodiversität
  • Wir fördern standortgerechte Mischungen von Bäumen und Sträuchern und hiermit die Regeneration stabiler produktiver Waldökosysteme durch -Naturverjüngung.
  • Einzelstammweise Pflege und Nutzung (Plenterprinzip) im Sinne permanenter Auslese und Vorratspflege führt zum Dauerwald.
  • Wir fördern strukturreiche Dauerbestockung durch häufige Pflegeeingriffe mit mäßiger Eingriffsstärke.
  • Die Art des Eingriffs orientiert sich am wirtschaftlichen und funktionellen Wert (Mischungs- und Strukturelement) des Einzelbaumes.
  • Waldverträgliche Schalenwilddichten sind Voraussetzung für natürliche Verjüngung aller Baum- und Straucharten ohne Zaun.

Naturschutz und Waldwirtschaft - Ökologische Grundsätze

Naturgemäßer Wirtschaftswald ist Garant für umfassenden Waldnaturschutz.

Wesentliche ökologische Grundsätze naturgemäßer Waldwirtschaft sind:
  • Stetigkeit von Produktion und Stoffumsatz
  • Berücksichtigung auch kleinflächiger Standortunterschiede durch Förderung entsprechender Baumarten
  • optimale Biodiversität durch horizontale und vertikale Mischung von Pflanzen auf ganzer Fläche
  • hohe Artenvielfalt durch differenzierte lichtökologische Verhältnisse
  • Biotopholzvermehrung
  • grundsätzlicher Verzicht auf Biozidanwendung
Mulmhöhlen - Lebensräume im WaldDie Bundes-ANW hat sich 2013 neue Ökologische Grundsätze gegeben:
Ökologische Grundsätze Naturgemäßer Waldwirtschaft
(Stand 05.06.2013)

Dauerwald ist Nachhaltswald

Naturgemäße Waldwirtschaft orientiert sich in hohem Maße an den natürlichen Wachstumsprozessen mitteleuropäischer Urwälder. Einzelbaumweise oder kleinflächige Nutzungen führen zum Dauerwald. Dieser ist die ökonomisch und ökologisch wertvollste Form der nachhaltigen Waldbewirtschaftung. Die Bewirtschaftung im Dauerwald kann alle von dem Wald erwarteten Funktionen berücksichtigen. Die einzelbaum- und gruppenweise Nutzung, das Nebeneinander verschiedener Baumdurchmesser, Altersstadien und Waldentwicklungsphasen im rotierenden System sind im Vergleich zu anderen Bewirtschaftungsformen wie Schirmschlag oder Kahlschlag am besten geeignet, ökonomische, ökologische und soziokulturelle Ziele der Gesellschaft dauerhaft auf der selben Fläche zu integrieren.
Ökologische Wertleistungen gehen häufig über die Sozialpflichtigkeit des Eigentums hinaus. Sie müssen dann nach anerkannten Maßstäben bewertet und betriebsindividuell vergütet werden.
Umfassende fachliche Qualifikation und ausreichende Personalausstattung sind zentrale Voraussetzungen, um die steigenden Anforderungen der Gesellschaft an die Nachhaltigkeit im Wald zu sichern.
Naturgemäße Waldwirtschaft ist ein Toleranzmodell, das im multifunktionalen Wald zwischen den unterschiedlichen Ansprüchen ausgleichend wirkt und optimiert. Die ANW propagiert unter Einbeziehung von Biotopbäumen und kleinflächigen Stilllegungen wie Habitatbaumgruppen oder Refugien ein integratives Konzept. Großflächige Stilllegungen sollen nach wissenschaftlichen Maßstäben ausgewählt werden und der Erforschung der natürlichen Waldentwicklung (Vorsorgeflächen) dienen. Kennzeichnend ist die ganzheitliche Betrachtung des Waldes als dauerhaftes, vielgestaltiges und vor allen Dingen dynamisches Ökosystem.
Naturgemäße Waldwirtschaft ist ein Konzept, das aus unserem ganzheitlichen Selbstverständnis heraus
  • integrativ ist,
  • natürliche Prozesse fördert und nutzt
  • Strukturvielfalt erzeugt und erhält,
  • starkholzreiche, alte Wälder ermöglicht,
  • auf dem Prinzip Naturverjüngung beruht,
  • nur bei tragbaren Wilddichten funktioniert,
  • für den Standort dauerhaft einen optimalen Zustand anstrebt und
  • ertragreiche Mischwälder auf der Basis der natürlichen Waldgesellschaften entwickelt.
Mit unseren folgenden ökologischen Grundsätzen zu naturgemäßer Waldwirtschaft - viele sind seit jeher selbstverständliche Kriterien - wollen wir den am jeweiligen Standort natürlich vorkommenden Arten Lebensräume erhalten und schaffen. Je nach Bestandesentwicklung unterliegen die Lebensräume einem Wandel an Intensität und auch des Ortes. Wald ist ein dynamisches System. Werden die Grundsätze umgesetzt, wird auch dem Anspruch auf optimale Biodiversität im bewirtschafteten Wald Rechnung getragen.

1.) Integration von Naturwaldelementen im naturgemäßen Wirtschaftswald
Naturwaldelemente wie alte Bäume, Biotopbäume sowie stehendes und liegendes Totholz kennzeichnen naturgemäße Waldbestände. Sie können einzeln oder gruppenweise vorkommen. Insbesondere Wälder mit alten Bäumen in der Alters- und
Zerfallsphase sind selten. Sie sind ein wichtiges Naturerbe, wirken als Trittsteine und bieten Lebensraum für eine Vielzahl vom Aussterben bedrohter Arten. Durch naturgemäße Waldbewirtschaftung mit langen Nutzungszeiträumen sollen Naturwaldelemente erhalten und gefördert werden. Wichtige Kriterien zur Lebensraumerhaltung sind Dichte, Menge und Vernetzung der Trittsteine. Ihre Qualität soll sich an wissenschaftlichen Erkenntnissen orientieren.

2.) Verantwortliche Waldwirtschaft braucht Vorsorgeflächen
Vorsorgeflächen sind nicht bewirtschaftete Weiserflächen unterschiedlicher Größe. Sie dienen der Praxis zum besseren Verständnis der natürlichen Waldentwicklung, der Wissenschaft zur Untersuchung, sowie als mögliche Spenderflächen. Sie liefern Erkenntnisse z.B. über Konsequenzen des Klimawandels und der daraus abzuleitenden Maßnahmen.

3.) Strukturvielfalt schaffen
Naturgemäße Waldpflege durch einzelstammweise Ernte entwickelt und erhält strukturreiche Wälder, in deren Lücken auch licht- und wärmeliebende Arten vielfältigen Lebensraum finden. Walddynamische Prozesse wie z.B. das kleinflächige Nebeneinander verschiedener Waldentwicklungsphasen einschließlich der Terminal- und Zerfallsphase kennzeichnen den naturgemäß bewirtschafteten Wald. Die Nutzung einzelner Biotopbäume ist ausnahmsweise möglich, sofern die Qualität des Lebensraumes insgesamt erhalten bleibt.

4.) Bodenfruchtbarkeit erhalten
Biomassenutzung darf die Nährstoffnachhaltigkeit des Standortes nicht gefährden.
Äste und Zweige stellen einen wichtigen Nährstoffspeicher im natürlichen Nährstoffkreislauf von Waldstandorten dar. In Rinden, Blättern und Knospen sind besonders viele Nährstoffe konzentriert. Um den natürlichen Nährstoffhaushalt und die Humusform eines Standortes nicht zu verschlechtern, soll auf die Nutzung von Holz unterhalb der Derbholzgrenze (7 cm Durchmesser) verzichtet werden.

5.) Verwendung waldangepasster Forsttechnik
Waldböden sind von Natur aus hochkomplexe Lebensräume. Durch flächige Bodenverdichtung, Bodenbearbeitung oder Kahlschlag kommt es zu bleibenden Veränderungen der Stoffkreisläufe, des Wasserhaushaltes sowie der Bodenlebewesen. Im Interesse der ökonomischen und ökologischen Nachhaltigkeit gilt es, vorausschauend nach dem Vorsorgeprinzip zu handeln. Deshalb sind boden- und bestandespflegliche Holzernteverfahren zu nutzen und weiter zu entwickeln.

6.) Verantwortungsvolle Baumartenwahl
Standortgerechte, heimische Baumarten charakterisieren den naturgemäßen Wald. Insbesondere im Klimawandel können nichtheimische standortgerechte Baumarten einzeln bis gruppenweise eingemischt werden.

7.) Schalenwildbestände anpassen
Überhöhte Wildbestände verändern durch selektiven Verbiss das natürliche Artenspektrum holziger und krautiger Pflanzen. Dies führt zum Verlust von Arten oder zu einer Verschiebung natürlicher Konkurrenzverhältnisse zwischen Baumarten. Nur angepasste Wilddichten gewährleisten alle Waldfunktionen
Geeignete Vegetationsgutachten (z. B. Weisergatter/Parallelfläche) dienen zur Kontrolle, Bewertung und Entscheidung über die Höhe der Regulierung.

8.) Förderung von ökologisch wichtigen oder seltenen Baumarten
Im Rahmen der Entwicklung und des Erhalts strukturreicher Mischwälder werden Baumarten mit überdurchschnittlichem Beitrag zur biologischen Vielfalt wie Ahorn-
Eichen-, Linden-, Ulmen- und Weidenarten, Wildobst, Aspe, Eibe, Elsbeere, Speierling und Weißtanne je nach Standort erhalten und gefördert.

9.) Naturverjüngung sichert genetische Vielfalt
Eine breite natürliche Variabilität ist Voraussetzung für notwendige Anpassungsprozesse auf Grund sich ändernder Umweltbedingungen. Insbesondere artenreiche und kontinuierliche Naturverjüngung gewährleistet die natürliche genetische Vielfalt.
Bei notwendiger Kunstverjüngung wird herkunftsgesichertes Saat- und Pflanzgut verwandt. Gentechnisch veränderte Organismen werden abgelehnt, da ihre Auswirkungen auf das komplexe Ökosystem Wald nicht kalkulierbar sind.

10.) Bäume werden nach ihren Funktionen differenziert beurteilt.
Der historische Leitsatz: „Das Schlechte fällt zuerst, das Gute bleibt erhalten.“ erfährt eine Weiterentwicklung dahingehend, dass Bäume nach ihren ökonomischen, ökologischen und sozialen Funktionen bewertet und entsprechend behandelt werden.

Inwertsetzung und finanzieller Ausgleich
Die Integration von Naturschutzbelangen im bewirtschafteten Wald ist häufig mit Verzicht auf Holznutzung und erhöhtem Aufwand bei der Bewirtschaftung verbunden. Sofern diese ökologischen Wertleistungen über die Sozialpflichtigkeit des Eigentums hinaus gehen, müssen sie nach anerkannten Maßstäben bewertet und betriebsindividuell vergütet werden. Da es sich um freiwillige Leistungen mit langfristig wechselnder Intensität an verschiedenen Orten handelt, ist von dem statischen Element der Unterschutzstellung auch ökologisch hochwertiger bewirtschafteter Waldflächen in der Regel abzusehen. An die Stelle könnte eine öffentliche Anerkennung einer besonderen ökologischen Leistung treten.
Dauerwald ist mehr als dauernd Wald!